Allgemeininformation
Geographie
Kambodscha liegt auf der Indochinesischen Halbinsel, am Nordostufer des Golfs von Thailand. Die Küste hat eine Länge von 443 Kilometern. Kambodscha grenzt im Westen und Nordwesten auf 803 Kilometern an Thailand, im Norden an Laos (541 km) sowie östlich und südöstlich an Vietnam (1.228 km). Die gesamte Fläche beträgt 181.040 km², davon sind 176.520 km² Landfläche. Damit ist Kambodscha etwa halb so groß wie Deutschland.
Landschaftsbild
Zwei Drittel Kambodschas werden vom Kambodschanischen Becken eingenommen, das sich 5 bis 30 m über dem Meeresspiegel befindet und in dessen westlichem Zentrum der Tonle Sap liegt. In östlicher Richtung schließen sich die Schwemmlandebene und die ersten Ausläufer des ansonsten in Vietnam liegendem Mekongdeltas an, das das Zentralbecken entwässert.
Von drei Seiten schließen sich an das Becken Gebirge und Hochebenen an. Südwestlich des Tonle Sap finden sich die Kardamom- und die Elefantenberge, auf die eine schmale Küstenebene folgt. An der nördlichen Grenze zu Thailand findet sich das Dongrek-Gebirge. Die hauptsächlich in Laos und Vietnam verlaufende Annamitische Kordillere reicht mit ihren Ausläufern bis nach Nordostkambodscha.
Klima
Allgemein herrschen im Monsunklima in Kambodscha gleichmäßig hohe Temperaturen. Im Dezember sinken sie auf einen Tiefstand von 26 °C und erreichen im April ihr Maximum mit 30 °C. Die Niederschläge werden von den Monsunen bestimmt; von Mai bis September/Oktober weht der feuchte Südwestmonsun und bringt Regen, im restlichen Jahr bringen Nordostwinde trockene Kontinentalluft. Die geringsten Niederschläge werden am Tonle Sap mit durchschnittlich 1.000 mm im Jahr gemessen; im übrigen Tiefland betragen sie 1.300–2.000 mm jährlich. An den Westhängen der Gebirge steigen die Regenmengen auf 4.000 mm und mehr an, die Höchstwerte werden im Elefantengebirge mit 5.300 mm erreicht.[6]
Flora und Fauna
Je nach Quelle sind zwischen 30 und 76 % Kambodschas bewaldet. In Höhen über 700 m mit feuchtkühlem Klima wächst ein immergrüner Bergwald, dessen Bäume bis zu 20 Metern Höhe erreichen. Die Vegetation der niederschlagsreichen Westhänge der Gebirge ist durch tropischen Regenwald geprägt, der 40 bis 50 Meter hoch wird. Im Unterholz finden sich niedrigere Pflanzen wie kleinere Bäume, Büsche oder Palmen. Das Tiefland ist, wenn es nicht landwirtschaftlich genutzt wird, durch Monsun- und Trockenwälder bedeckt, die in der Trockenzeit ihr Laub verlieren. In Regionen, in denen Überschwemmungswald und sumpfige Savannen dominieren, sind die Böden nährstoffarm und trocken. An der Küste finden sich Mangrovenwälder. Verbreitet sind auch noch rar gewordene Baumarten wie der Schwarzholzbaum, der Ebenholzbaum und der Rosenholzbaum.
Die Fauna Kambodschas ist artenreich, insgesamt leben in Kambodscha 630 geschützte Arten. Besonders die nordöstlichen Provinzen sollen noch immer große Wildpopulationen aufweisen. In den bevölkerungsarmen Wald- und Gebirgsgebieten leben beispielsweise Indische Elefanten, Tiger, Leoparden, Flughunde sowie diverse Bärenarten. Auch gibt es hier viele Schlangen wie die Königskobra und die hochgiftige Krait. Möglicherweise bereits ausgestorben ist der erst 1937 entdeckte Kouprey, eine Art Wildrind.[6]
Der Tonle Sap ist reich an Wasservögeln und Wassertieren, darunter mehr als 850 Fischarten.[5] Im unteren Abschnitt des Mekong befinden sich die letzten Rückzugsgebiete des Irawadidelfins. Außerdem entdeckte man hier im Mai 2007 erwachsene Tiere sowie Jungtiere und Gelege der bereits ausgestorben geglaubten Cantors-Riesen-Weichschildkröte wieder.
Durch einen königlichen Erlass wurden 2005 der Kouprey (Bos sauveli), der Riesenibis (Pseudibis gigantea), die Batagur-Schildkröte (Batagur baska), die Riesenbarbe (Catlocarpio siamensis), die Palmyrapalme (Borassus flabellifer), die Rumdrul-Blume (Mitrella mesnyi) und die Bananenart Musa aromatica zu Nationalsymbolen erklärt und unter besonderen Schutz gestellt.
Bevölkerung
Kambodscha hat rund 14,5 Millionen Einwohner. Der Altersdurchschnitt beträgt 21,7 Jahre, die Lebenserwartung beläuft sich auf 59 Jahre (2000: 54 Jahre). Der Geburtenrate von 27 pro 1.000 Einwohner steht eine Sterberate von 9 pro 1.000 gegenüber, dabei beträgt die Kindersterblichkeit 52 pro 1.000 Lebendgeburten. Eine Frau bekommt durchschnittlich 3,3 Kinder. Das Bevölkerungswachstum beträgt 2,4 %. Die Alphabetisierungsrate liegt bei 73,6 % (Schätzung 2006), wobei Männer mit 85 % deutlich besser alphabetisiert sind als Frauen mit 64 %. Die Bevölkerungsdichte beträgt 78 Einwohner pro Quadratkilometer.
Ethnien
Ethno-linguistische Karte Kambodschas aus dem Jahr 1972
Die Hauptbevölkerungsgruppe Kambodschas sind die Khmer, die offiziell 85–90 % der Einheimischen ausmachen. Damit ist Kambodscha das homogenste Land Südostasiens. Größte Minderheiten sind die Vietnamesen (5 %), die Cham (bis 3 %) und die Chinesen (etwa 1 %). Kleinere Minderheiten gibt es von Thais, Laoten, sowie einer Reihe von Bergvölkern, die früher Moi genannt wurden und heute unter dem Namen Khmer Loeu zusammengefasst werden.[16] Die offiziellen von der Regierung veröffentlichten Zahlen über den Anteil der Minderheiten an der Bevölkerung werden als etwas zu tief eingeschätzt.
Die Khmer leben seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. in ihren heutigen Siedlungsgebieten; woher sie kamen, ist nicht vollständig geklärt. Vietnamesen leben bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts als Reisbauern in Kambodscha, weitere kamen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ins Land, da die französischen Kolonialherren Ämter bevorzugt an sie vergaben. Während der vietnamesischen Besatzung nach dem Sturz Pol Pots von 1979 bis 1989 folgte eine zweite Einwanderungswelle.
Chinesen leben seit der frühen Neuzeit vor allem in den Städten, wo sie als Händler und Handwerker tätig sind. Bis 1975 kontrollierten sie die Wirtschaft und das Verkehrswesen des Landes, unter der Herrschaft der Roten Khmer aber wurden viele von ihnen, genau wie Angehörige anderen Ethnien, getötet oder flohen. Seit Anfang der Neunzigerjahre kehren sie langsam wieder zurück und sind mittlerweile, dank chinesischem Investment aus anderen Ländern, wieder eine wichtige ökonomische Kraft.
Die muslimischen Cham sind ein malaiisches Volk. Sie leben vor allem an den Küstengebieten und dem Unterlauf des Mekong, seit ihr Reich 1471 von Vietnam zerstört wurde und sie fliehen mussten. Ihr spirituelles Zentrum befindet sich in Chur-Changvra bei Phnom Penh. Die Cham sind traditionell Viehhändler, Seidenweber und Schlachter, da Letzteres den buddhistischen Khmer traditionell nicht gestattet ist.
Die Bergvölker, die heute unter dem Namen Khmer Loeu (Hochland-Khmer) geführt werden, sind Thaivölker, die in den bergigen Grenzgebieten zu Thailand und auch Vietnam leben. Die 21 Stämme leben traditionell als Halbnomaden, bauen Reis und Gemüse an, betreiben Brandrodung, halten Kühe, Hühner und Schweine als Nutztiere und sind animistischen Glaubens. Diese traditionelle Lebensweise wird immer mehr durch Sesshaftigkeit und Gebräuche der Khmer ersetzt. Im Gebiet um Battambang leben kleine Minderheiten der Shan, Thai und Lao. Sie sind Nachfahren von Bergleuten und Juwelieren, die in Kolonialzeit in den Rubinminen von Pailin angestellt waren.
Sprachen
Die Amtssprache Kambodschas ist Khmer, eine austroasiatische Sprache, die von 95 % der Einwohner des Landes gesprochen wird. Weitere Sprachen sind Vietnamesisch, Chinesisch, Cham sowie verschiedene andere Minderheitensprachen: Brao, Chong, Jarai, Kaco, Kraol, Kravet, Kr’ung, Lamam, Mnong, Pear, Samre, Sa’och, Somray, Stieng, Suoy und Tampuan.
Französisch war wegen der französischen Kolonialvergangenheit über ein Jahrhundert lang die beliebteste Fremdsprache und wurde bis 1975 auch in gebildeten Kreisen gesprochen, heute wird es auch auf Grund des vermehrten Tourismus aus englischsprachigen Ländern vermehrt durch Englisch abgelöst. Seit 1990, als das Lehren der englischen Sprache wieder legalisiert wurde, hat es dem Französischen an Beliebtheit deutlich den Rang abgelaufen. Zwischen Anhängern der beiden Sprachen entwickelten sich dadurch Spannungen, da die Franzosen weiterhin versuchen, ihre Kultur und Sprache in Kambodscha zu verbreiten, sowohl um das kulturelle Erbe zu bewahren, als auch um den Einflussverlust gering zu halten. Diese Bemühungen werden auch von der französischen Regierung finanziell unterstützt; obwohl sie einer der größten ausländischen Geldgeber ist, blieb der Erfolg gering: So verbrannten Studenten der Technischen Universität Phnom Penh 1995 aus Protest gegen die Unterrichtssprache ihre französischen Lehrbücher.
Religionen
In Kambodscha hängen rund 93 % der Bevölkerung dem Theravada-Buddhismus an, der neben Kambodscha in Thailand, Laos und Myanmar verbreitet ist. Weitere vertretene Glaubensrichtungen sind der Islam mit etwa 6 % (vor allem Sunniten bei den Cham) und das Christentum mit einem Prozent, vor allem Anhänger der katholischen Kirche Kambodschas, bei der Minderheit der Vietnamesen. Bei manchen Bergvölkern haben sich auch animistische Religionen gehalten, die Chinesen sind hauptsächlich Konfuzianer, Taoisten oder Mahayana-Buddhisten.
Der Theravada-Buddhismus, der ab dem 14. Jahrhundert den Hinduismus und den Mahayana-Buddhismus verdrängte, war bis 1975 Staatsreligion und wieder ab den späten Achtzigerjahren. Heute ist er gesetzlich in der Verfassung verankert. Unter den Roten Khmer wurden die meisten buddhistischen Mönche getötet und fast alle Wats und Moscheen zerstört. In den Neunzigern wurden die meisten Glaubensstätten wieder aufgebaut – heute gibt es wieder 59.500 Mönche und 3.980 Wats. In Phnom Penh wurde mit saudi-arabischem Geld eine internationale Moschee gebaut.
Verwaltungsgliederung
Kambodscha ist in 24 Provinzen (Khet) und eine Stadt (Krung) unterteilt. Die Provinzen setzen sich weiterhin aus Bezirken (Srok) und Kommunen (Khum), die Stadt Phnom Penh aus Stadtbezirken (Khan) und Stadtteilen (Sangkat) zusammen. Die provinzfreie Stadt ist kursiv geschrieben.
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Küche
Die kambodschanische Küche beruht stark auf Einflüssen aus anderen Ländern, etwa Vietnam, China (wegen der Geschäftsverbindungen), Malaysia, Frankreich (daher stammt das französische Brot, das in Kambodscha gegessen wird), Laos und Thailand. Die Gerichte sind üblicherweise nicht besonders scharf und werden mit Kräutern wie Zitronengras oder Koriander verfeinert. Zum Braten wird Palmöl verwendet. Gekocht und gebraten wird traditionell in einem Wok auf einem Holzkohleofen; in den Städten setzen sich vermehrt Gasbrenner durch. Das Grundnahrungsmittel ist weißer Reis, der oft aus der Battambang-Provinz kommt; auch Nudeln sind beliebt. Populär sind süß-saure Gerichte aus Fisch, Huhn oder Gemüse mit Ananas, Zwiebeln und grünen oder roten Tomaten. Gedämpfte Gerichte basieren auf einer leichten Brühe mit Rind, Fisch oder Gemüse und häufig einem hart gekochten Ei. Currys bestehen meist aus Rind und sind nur leicht scharf. Wichtigste Proteinquelle ist Fisch. Er wird gebraten, gegrillt, gepökelt, als Suppe oder gedämpft gegessen. An Fleisch sind vor allem Schwein und Rind verbreitet.
Kambodschanische Spezialitäten sind zum Beispiel ein fondueartiges Gericht, bei dem Fleischbällchen in eine von unten beheizte Brühe getunkt und mit anderen Zutaten verspeist werden oder ein Huhn, das in seinem Saft mit Zucker und Gewürzen angemacht als Festessen verspeist wird. Als frittierte Snacks oder Suppenbeigaben beliebt sind Käfer und Grillen, regional auch Vogelspinnen und Wasserwanzen. In gehobenen Restaurants kann man Schlangen, Schildkröten, Eidechsen, Ameiseneier, Spatzen und andere kleinere Vögel verzehren. Aus kleinen getrockneten und fermentierten Fischen wird die allgegenwärtige Prahok-Paste hergestellt, die weißlich schillert und einen stechenden Geruch hat.
Das beliebteste Getränk ist grüner Tee, der stark gezuckert wird. Roter Tee wird mit Limonensaft und Zucker gemischt. Von Morgens bis zum Nachmittag wird Kaffee entweder schwarz oder mit viel Kondensmilch getrunken. Einheimische Fruchtsäfte bestehen beispielsweise aus Zuckerrohr oder Kokosnuss, verbreitet ist auch Sojabohnenmilch. An alkoholischen Getränken gibt es mehrere einheimische Sorten Bier. Aus Reis werden süße, starke Weine hergestellt. Auch rasch gärender Zuckerpalmsaft wird ausgeschenkt.